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Felix Thier

Der Wolf gehört in unsere Region

Beim Thema Wolf scheiden sich die Geister, dass ist die Erkenntnis der letzen Wochen und Monate. Nicht zuletzt die Presse hat mit ihren Berichten zum Thema zur Polarisierung der Bevölkerung beigetragen: Hat sich ein neues Wolfsrudel in einer Region etabliert, gibt es auf den hinteren Seiten bzw. in den Meldungen unter ferner liefen dazu eine Randnotiz – wenn überhaupt. Gab es aber Übergriffe auf Nutztiere, zum Zeitpunkt des Berichtes liegen meist noch nicht einmal Bestätigungen durch Experten vor, war es der Wolf und landet damit inklusive blutigem Beutefoto auf Seite eins und in den Schlagzeilen der Medien. Verantwortliche Berichterstattung sieht anders aus.

Die Fakten: Der Wolf war und ist auch in unserer Region heimisch, er kann auf der ganzen Welt fast überall überleben, allein das Nahrungsangebot zählt. Ein Wolfsrudel umfasst lediglich acht bis zehn Tiere: zwei Elterntiere, Welpen und die einjährigen Jungtiere, die sogenannten Jährlinge. Das Revier eines Rudels umfasst etwa 25.000 Hektar (abhängig vom Beuteangebot), welches massiv gegen andere Wölfe verteidigt wird. Gibt es hier fremde/ streunende Wölfe, können diese sogar totgebissen werden! Die Dichte der Wölfe auf der Fläche ist also immer annähernd konstant, eine Überpopulation kann es nicht geben. Der Wolf bekommt einmal im Jahr Nachwuchs, meist überlebt mit etwa drei Tieren nur die Hälfte des Wurfes. Die Abwanderung der Jungtiere in neue, eigene, Reviere erfolgt nach zwei Jahren. Der Wolf breitet sich also nur in der Fläche aus, nicht in der Dichte. Er ist scheu und hält gebührenden Abstand zum Menschen, der als Zweibeiner in keinster Weise in das Beuteschema des Wolfes passt. In den letzen 70 Jahren gab es hierzulande nicht einen vom Wolf verletzten oder gar getöteten Menschen. Gerade Jungtiere sind aber neugierig, lernend und oft verspielt, nähern sich mitunter auf wenige hundert Meter dem Menschen – es liegt in ihrer Natur. Wir kennen dies von Hunden, die ja letztendlich vom Wolf abstammen. Hier gilt es, den Wolf in solch einem Fall konsequent zu verjagen, so dass er erst gar keine Zutraulichkeit aufbauen kann.

Zur Historie ist zu sagen, dass der Mensch vor Jahrhunderten in den Lebensraum des Wolfes eindrang (und nicht andersherum!), als er sein Vieh aus Fütterungsgründen in den Wald trieb und so dem Wolf als einfach zu erjagende Nahrungsquelle geradezu präsentierte. Damit wurde der Wolf zum Feind und bis zu seiner Ausrottung gejagt. Der heute geltende Schutzstatus für den Wolf ist umfassend, beginnt auf weltweiter Ebene beim Waschingtoner Artenschutzabkommen, setzt sich in der EU mit ihren Flora-Fauna-Habitatrichtlinien (FFH) auf internationaler Ebene fort und findet seinen Abschluss auf nationaler Ebene im Bundesnaturschutzgesetz und den einschlägigen Schutzgesetzen der Länder.

Der Wolf kommt bis zu zwei Wochen ohne Nahrung aus, optimal wären drei Kilogramm Fleisch pro Tag. Gibt es nicht genug zu fressen, wirkt sich das auf die Wolfspopulation aus: „Die Beute reguliert den Jäger“, nicht umgekehrt – das ist Grundwissen aus dem Biologieunterricht in der Schule! Als natürliche Nahrung dienen, in abnehmender Häufigkeit, Reh, Rotwild, Wildschwein, Hase, ... und erst mit einem Anteil von einem Prozent (!) Nutztiere. Der Fleischbedarf ist statistisch mit 2,2 Stück Schalenwild pro Jahr auf 100 Hektar pro Tier anzugeben. Und der Wolf ist faul: er jagt kranke, schwache, junge und alte Tiere, er fördert also einen gesunden Tierbestand. Eingesperrte und so an einer Flucht gehinderte Nutztiere in großen Herden sind natürlich mehr als leichte Beute für den Wolf.

Wie leben wir nun, und insbesondere die Nutztierhalter, in Eintracht mit dem Wolf? Der Wolf ist niemals zu locken oder gar zu füttern! Erinnert sei an die neugierigen Jungtiere. Hat der Wolf es einmal erlernt, dass er vom Menschen nichts zu befürchten hat und Futter bekommt, verliert er die Scheu und kommt immer wieder zum Menschen – er wird zum klassischen „Problemwolf“. Daher ist zum Beispiel auch unser Müll entsprechend zu sichern und zu trennen: Essensreste gehören in die Tonnen mit dem Hausmüll und nicht auf den Kompost im Garten! Auch Hunde wirken auf den Wolf anziehend: Neugier, Paarungsinteresse und auch Konkurrenz sowie Revierverhalten spielen hier eine Rolle.

Grundeinstellung ist: Prävention vor Schadensausgleich! Die Bundesrepublik ist gemäß FFH-Richtlinie gesetzlich zur Wahrung des Wolfsbestandes verpflichtet. Daher wird von staatlicher Seite auch 100 Prozent an durch den Wolf verursachter Mehraufwand für Nutztierhalter gefördert. Voraussetzung ist eine Beratung über Schutzmaßnahmen durch das zuständige Landesamt und eine Herdengröße von mehr als 20 Tieren. Bei dieser Größe sollte man noch einmal eine Anpassung nach unten untersuchen, da gerade Hobbytierhalter selten 20 Tiere oder mehr ihr Eigen nennen. Bei etwaigem Schadenseintritt ist für eine Entschädigung der, wie erwähnt geförderte, Standard-Grundschutz vor dem Wolf notwendig. Ebenso ist innerhalb von 24 Stunden nach dem vermuteten Wolfsübergriff in Brandenburg die 0172 5641700 anzurufen und der Gutachter zur Wolfsbestätigung zu verständigen – es erfolgt kein Schadensausgleich ohne Meldung und im Vorfeld ergriffener Schutzmaßnahmen! Auch wichtig: Natürlich müssen die Nutztiere vorher registriert (Stichwort Ohrmarke) sein.

Interessant ist an dieser Stelle noch zu wissen, dass sich in den letzten Jahren nur etwa die Hälfte aller Meldungen eines Wolfsrisses sich auch als solche herausstellten. Die andere Hälfte wird zumeist von frei laufenden Hunden verursacht, deren Reste an der Jagdbeute dann als Nahrungsquelle für Füchse und Aasvögel dienen.

Felix Thier, Mitglied des Ausschusses für Landwirtschaft und Umwelt


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